WISSEN IN BEWEGUNG
Wissen der Praxis ernst nehmen
Dr. Thomas Röbke zu Gast beim zweiten Dialogforum „Wissen in Bewegung“
Gesprächspartner des zweiten Dialogforums der Reihe „Wissen in Bewegung“ war Dr. Thomas Röbke. Der gebürtige Nürnberger ist seit 2003 Geschäftsführer des Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement Bayern (LBE) und seit 2016 Vorsitzender des Sprecherrates des Bundesnetzwerks. Zum zweiten Dialogforum sprach er darüber, wie Hochschule und Zivilgesellschaft zusammenwirken können, um eine zukunftsfähige und lebenswerte Gesellschaft zu gestalten. Das Dialogforum ist ein neues Angebot, das im Kontext der bundesweiten Arbeitsgruppe „Hochschule der Zukunft“ unter Leitung des Teams von „Mensch in Bewegung“ gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern ausgerichtet wird.
Konkrete Potenziale für eine künftige Zusammenarbeit von Hochschulen und Zivilgesellschaft erläuterte Thomas Röbke anhand eines Mehrgenerationen-Hauses: Aus Architektur, Ingenieurwesen oder Sozialwissenschaft sei ein vielfältiges Wissen verfügbar. Allerdings genüge dies nicht, so Röbke, um zu tragfähigen Ergebnissen in der Praxis zu kommen. Es brauche eine stärkere Vernetzung der Fachdiskurse und eine „existenzielle Befassung“ mit dem verfügbaren Wissen, um dieses praktisch nutzbar zu machen. Auch müsse Erfahrungswissen stärker eingebunden werden: „Das Wissen, das die Praxis generiert, wird von der Wissenschaft noch viel zu wenig in seiner Werthaftigkeit wahrgenommen.“ So genannte Reallabore, in denen Forschende und Praxispartner zusammenarbeiten, könnten eine „gemeinsame Baustelle“ sein, um die verschiedenen Wissensformen zu verschränken.
Röbke betonte im Gespräch auch, welche Bedeutung der Zivilgesellschaft zukomme: In der Bundesrepublik habe sich – trotz teilweise gegenläufiger Tendenzen – über Jahrzehnte eine stabile demokratische Öffentlichkeit entwickelt. Dies sei nicht überall der Fall. In anderen europäischen Ländern würden öffentliche Räume aktuell auch verstärkt beschnitten. Gerade in Krisen zeige sich die Bedeutung der zivilgesellschaftlichen Solidarität jedoch besonders deutlich: „Nicht nur während der Corona-Pandemie, auch während der Flutkatastrophe oder der Flüchtlingssituation haben wir gesehen, was bürgerschaftliches Engagement leistet. Das ist bei den Entscheidungsträgern angekommen. Deshalb sprechen wir heute über Engagement-Politik.“ Angesichts der aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens stellte er aber auch heraus: „Auch jetzt muss man über die Maßnahmen der Bundesregierung diskutieren können. Die Grundrechte und der zivilgesellschaftliche Diskurs dürfen in Zeiten einer Pandemie nicht ausgesetzt sein.“

Dr. Thomas Röbke hat an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Politische Wissenschaften, Soziologie und Neuere Geschichte studiert und 1990 seine Promotion zum Thema Bürgerschaftliches Engagement in selbstverwalteten Jugendzentren abgeschlossen. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich in Praxis und Theorie mit Fragen des Ehrenamtes und des Freiwilligenmangements auch in zahlreichen Veröffentlichungen.
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Über Thomas Röbke
Thomas Röbke studierte in den 1970er Jahren Politische Wissenschaften, Soziologie und Neuere Geschichte in Nürnberg. Seine eigene Biographie beschrieb er im Gespräch als spannungsvoll. So habe sich seine Tätigkeit stets zwischen den Polen gesellschaftliches Engagement und wissenschaftliche Distanzierung bewegt. Zwar habe er zu seiner Studienzeit eine stark politisierte Universität erlebt, geprägt vor allem durch studentische Initiativen. Allerdings habe sich das gesellschaftliche Engagement zu dieser Zeit bereits auf dem Rückzug befunden.
Röbke engagierte sich in Folge in der Bewegung „Kultur für alle“, die neue Räume für die Öffentlichkeit forderte, um Kunstwerke für viel mehr Menschen zugänglich zu machen. Seine Doktorarbeit schrieb er über ein selbstverwaltetes Jugendzentrum in Nürnberg, wovon er noch heute sagt, dass ihn die Struktur der Basisdemokratie sehr fasziniert habe. „Ich war immer ein politisch engagierter Mensch – aber gleichzeitig als Wissenschaftler in der Situation, mich zu distanzieren.“
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